Gutengermendorf ist ein kleines, bescheidenes und ruhiges Dorf. Es befindet sich im nördlichen Brandenburg im Löwenberger Land. Man erreicht es von Berlin Mitte mit dem Auto in knapp einer Stunde Fahrzeit. Das Dorf ist ein klassisches Straßendorf und wird von einer ca. 1,5 km langen Straße zusammengehalten.

Die erste urkundliche Erwähnung als Dorf erfolgte 1459, etwa ein Jahrhundert nach dessen Entstehung. Bauern wurden von einem beauftragten „Lokator“ (Siedlungsbeauftragten) angesiedelt. Sie erhielten kostenlos Bauholz, eine Erstausstattung an Inventar und Vieh und bekamen einen Hof und Ackerland zugewiesen.

Der Ortsname ist zurückzuführen auf das wendische „gerb“ (deutsch „Erle“). Tatsächlich befand sich das Dorf inmitten eines schon in früherer Zeit geschlossen mit Erlen bewachsenen, bis zur Feldmark Häsen reichenden Feuchtgebietes, das nach und nach trockengelegt und gerodet wurde, um es in Wiesen, Weiden und Ackerland umzuwandeln. „Gerbendorf“ hieß also im übertragenen Sinne ganz einfach “Erlendorf“. Später erfolgte mehrmals eine Wandlung der Schreibweise. So sind beispielsweise 1541 „Germsdorf“, 1551 „Gerbendorff“, 1571 „Jermsdorf“ als Varianten zu finden. Für das Jahr 1590 ist erstmals die Benennnung „Gutten Germendorff“ nachgewiesen, die zur Unterscheidung von „Quaden-Germendorf“, dem heutigen Germendorf bei Oranienburg, erfolgte.
Obrigkeitliche Rechte besaß im Mittelalter das Kloster Zehdenick. Der Dreißigjährige Krieg schlug dem wohlhabenden Dorf tiefe Wunden. Der langsame Aufbau wurde immer wieder durch Brände und Tierseuchen gebremst.
Die Gutengermendorfer Kirche ist eine der ältesten unserer Heimatregion überhaupt. Sie stammt aus der Gründungszeit des Dorfes und wurde aus gespaltenen und behauenen Feldsteinen während der „deutschen Ostkolonisation“ in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut.

Der stattliche, protzig anmutende Westturm ist in Schiffsbreite ausgelegt. Kirchen dieser Art besaßen in früheren Jahrhunderten oft auch eine Schutzfunktion. Sie dienten den Dorfbewohnern bei drohender Gefahr als Zufluchtsort und der Turmbau wurde nicht selten zu Verteidigungszwecken gegen etwaige Angreifer sowie als Beobachtungsposten genutzt. In diesem Fall erfüllte das Gotteshaus zugleich die Funktion einer Wehrkirche.

Von 1693 bis 1697 wurde die Kirche umfassend wiederhergestellt.1899 gab es letztmalige maßgebliche Eingriffe in die Bausubstanz durch Erneuerungsarbeiten. Dabei wurden spitzbogige Fenster und Türen aus Backstein eingebaut sowie Veränderung der Gesimsbildung am Schiff und am Chor vorgenommen.

Die Schule

Der „Patron“ des Ortes, Baron von Hertefeld auf Liebenberg, ließ ab 1795 ein neues Schulhaus mit Klassen und Lehrerwohnung in Gutengermendorf errichten. Der Baron nahm damit eine Vorreiterrolle ein, denn zweckbestimmte, separate Schulgebäude mit Klassenraum und Lehrerwohnung entstanden in unserer Region auf dem „platten Lande“ frühestens fünf Jahrzehnte später. Die Schule existierte fast 200 Jahre im Ort. Sie musste natürlich einige Male repariert, renoviert, umgebaut, erweitert und mitunter gar neu errichtet werden. Heute wird das Gebäude von der Gemeinde Löwenberger Land unterhalten, dient als Begegnungs- und Tagungsstätte und beherbergt die KITA „Knirpsenland“. Gutengermendorf ist berühmt und über die Landesgrenzen hinaus bekannt für seinen Pferde- und Hobbymarkt, der jedes Jahr im Oktober tausende Besucher anzieht.

Übrigens: Wer noch mehr über Gutengermendorf erfahren möchte, kann sich die Beiträge des „Landschleichers“ vom rbb anschauen. Einmal aus dem Jahr 2002 und einmal, weil es so schön war, aus dem Jahr 2008.

So 03.11.2002 | 19:30 | Brandenburg aktuell
„Der Landschleicher“ Ortsporträt der Gemeinde Gutengermendorf Dauer: 4:03 Minuten

So 27.04.2008 | 19:30 | Brandenburg aktuell
„Der Landschleicher“ zu Gast in Gutengermendorf Dauer: 4:45 Minuten